Modellprojekt "Mediendorf" |
In Baden-Württemberg ist unter Leitung des Ministeriums für Ernährung und Ländlichen Raum das Modellprojekt "Mediendörfer" basierend auf der Erklärung der 1. Internationalen Konferenz "Das neue Dorf" in Konstanz (September 2000) angelaufen. Das Projekt will die Entwicklungschancen des Ländlichen Raums in Baden-Württemberg erheblich und nachhaltig vergrößern. Mit dem Einsatz neuer Medien können die in der Vergangenheit eher gewachsenen Defizite kommunaler Infrastruktur und Dienstleistungen für die Bürgerinnen und Bürger sowie für den Gewerbestandort ausgeglichen und dem allgemeinen Entwicklungstrend angepasst werden. Im Sinne einer planenden und vorausschauenden Regionalpolitik wird dieser Bereich als innovativer Baustein in die Ziele der baden-württembergischen Politik für den Ländlichen Raum eingebunden, um so die Bedingungen für die Gemeinden im Ländlichen Raum als Standorte von Unternehmen und ihrer Mitarbeiter zu verbessern und damit deren Wettbewerbsfähigkeit in strukturell nach wie vor benachteiligten Gebieten zu stärken.
Das Modellprojekt "Mediendorf" baut somit auf die Kompetenz vor Ort und auf die Ressourcen der vernetzten Welt. Ein Ziel ist es, sehr bald einen möglichst großen Anteil an "Usern" innerhalb der Bürgerschaft zu haben. Telearbeit und Telelearning sollen dabei zum Beispiel Hand in Hand mit den Themen Arbeit und Weiterbildung gehen. Dienstleistungen der Kommune sind virtuell abrufbar und Verwaltungshandeln wird interaktiv kommunizierbar. Der Handel vergrößert seine Kundschaft durch Internetpräsenzen. Das Mediendorf wird damit Teil einer Kultur, die die Stärken des Ländlichen Raums mit denen der Informationsgesellschaft verbindet.
Aus dem seit 1999 jährlich durchgeführten Wettbewerb "InternetDorf" entstanden zur Zeit vier Mediendörfer in Baden-Württemberg (Mönchweiler, Schiltach, Sternenfels, Wannweil), die sich zu einem Arbeitskreis zusammengefunden haben. Sie planen zunächst ein baden-württemberg-weites virtuelles Netzwerk, das das Innovationspotenzial stärken wird, die Umsetzung der Konzepte beschleunigen hilft, Ressourcen effektiver verwenden lässt und als beispielgebender Ideenpool dient.
Diese Entwicklung ist für eine breite Anwendung auch auf der Ebene der Europäischen Union (EU) geeignet und übertragbar. Ein dialogorientierter Know-how-Transfer könnte im Ländlichen Raum sogar den Prozess der Entwicklung beschleunigen und die innovative Atmosphäre eines "Versuchslabors" entstehen lassen. Die Zusammenarbeit mit Kommunen in den europäischen Regionen würde zudem den sozialen und wirtschaftlichen Zusammenhalt in der EU stärken.
Diese Form der Zusammenarbeit könnte auch im Rahmen der Leitlinien für innovative Maßnahmen des Programms EFRE (Europäischer Fonds für regionale Entwicklung) der EU geschehen. Hauptziel von EFRE ist es, die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft zu stärken. Die innovativen Maßnahmen im Rahmen von EFRE müssen eine Regionalpolitik entwickeln, mit der den neuen Herausforderungen der Globalisierung und technologischen Veränderungen begegnet und zugleich der wirtschaftliche und soziale Zusammenhalt der Union gestärkt wird. Dabei lassen sich aus dem Entwicklungsprozess der Mediendörfer in Baden-Württemberg Konsequenzen für eine Übertragung des Gesamtkonzepts auf die Union ableiten und die positiven Erfahrungen so verwerten, dass anfängliche Fehlentwicklungen auf EU-Ebene vermieden werden könnten.
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